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Freitag, 20. November 2015

Keine Zeit für den Spiegel



Am Donnerstag dieser Woche erschienen die ZEIT und der SPIEGEL an ein und demselben Tag. Das hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben und stürzte manch treuen Abonnenten in tiefe Verwirrung: Womit soll ich anfangen? Mit der guten alten ZEIT, für die es ja der angestammte Tag war (seit dem 26. Februar 1946!) oder mit dem sprunghaften SPIEGEL? Wie soll die Zeit für beide reichen?

Der SPIEGEL hatte schon 2014 seinen traditionellen Erscheinungstag vom Montag auf den Samstag verlegt und damit Generationen von Lesern die gewohnte politische Einstimmung auf die Woche vermasselt (Monday, Monday, so good to me!). Stattdessen mussten sie sich nun in die Schar der Wochenend-Unterhaltungsleser einreihen. Okay: Das Blatt hatte sich allerdings auch inhaltlich immer mehr dahin entwickelt. Aber dennoch: ein Kulturbruch ohne gleichen!

Und jetzt - der Aktualität geschuldet - beide auf einmal. Das ist ja wie Weihnachten und Ostern an einem Tag: der Weihnachtsmann (die gute alte Tante ZEIT) und der Osterhase (der hakenschlagende SPIEGEL) zur selben Stunde am selben Ort. Das kann doch nicht gutgehen. Die Medienwelt steht Kopf und strampelt mit den Beinen. Es stört ganz ungemein.

Ich könnte den SPIEGEL ja bis Montag hinlegen. Aber dann ist er schon der Schnee von gestern. Der alte Thrill von „Montag ist Spiegeltag“ kommt ohnehin nicht wieder.

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