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Montag, 20. Januar 2014

Der unbekannte Arno Schmidt

In vielen deutschen Buchhandlungen stehen in diesen Wochen Sondertische mit den Werken von und über Arno Schmidt, dessen Geburtstag sich am 18. Januar zum hundertsten Male jährte. Und der Suhrkamp Verlag verteilt hübsche Lesezeichen.

Schmidt ist für mich einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller der drei, vier Jahrzehnte nach 1945, neben Böll, Grass und Koeppen.

Schade, dass er in den Niederlanden so unbekannt geblieben ist. Nur ein paar kleinere Werke sind jemals übersetzt worden,
bezeichnenderweise von einem Belgier: dem bedeutenden Übersetzer Jan Mysjkin. Im niederländischen Buchhandel gibt es zur Zeit gar nichts von Schmidt.

Das liegt neben den Schwierigkeiten, die seine sehr spezielle Orthographie dem Übersetzer bereitet, wohl auch an seiner deutschen Ironie, seinen durchgängigen polemischen Zynismen, mit denen er das aus dem Nazisumpf wieder zu Kräften kommende Wirtschaftswunderland kommentiert. Die Kritik möchte den Niederländern vielleicht wohl gefallen, der Schmidtsche Sound jedoch eher nicht.


Dabei sind seine Werke so zart, so klug, so voller Liebe (und Geilheit) und so politisch! Für Schmidt-Novizen empfehle ich die kurzen Prosabände Seelandschaft mit Pocahontas, Brand’s Heide, Aus dem Leben eines Fauns und Das steinerne Herz.

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