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Sonntag, 13. Mai 2012

Schneeweiße Entfremdung: Villa Schöningen

Nach dem Fall der Mauer haben wir bei unseren Berlin-Besuchen lange Spaziergänge über die ehemaligen Grenzen hinaus unternommen. Einer der schönsten, den wir seitdem immer wiederholen, beginnt bei der Glienicker Brücke an der Grenze zu Potsdam, dann rechts in die Schwanenallee, um den Heiligen See herum und durch die Berliner Vorstadt zurück. Man kommt dabei am Schloss Cäcilienhof und dem Marmorpalais vorbei.

Berliner Vorstadt in Potsdam
Gleich am Anfang des Weges, an der Ecke Glienicker Brücke/ Schwanenallee, lag eine verfallene alte Villa. Während um sie herum, die Schwanenallee entlang und in der ganzen Berliner Vorstadt  im Laufe der Jahre viele Villen dieser vor dem Kriege sehr reichen und vornehmen Gegend wieder – von Joop bis Jauch - neue Besitzer fanden und renoviert wurden, schien es hier was das betrifft Probleme zu geben. Erst vor zwei Jahren sahen wir sie plötzlich im Gerüst stehen.

Die ganze Gegend, auch als Potsdams Arkadien bekannt, veränderte rasch ihren Charakter. Leider scheint der neureiche deutsche Geschmack davon auszugehen, dass eine Villa schneeweiß verputzt zu sein habe und so erhielt die ehedem so italienisch-toskanisch anmutende Parklandschaft, zu der eben sand- und erdtonfarbene Häuser gehören, immer mehr fremde weiße Flächen. Die Villa an der Ecke hat dem lange standgehalten. Wie schön sie war:


Aber damit ist es nun auch vorbei: bei meiner Beschäftigung mit Anselm Kiefer stieß ich darauf, dass seine letzte Ausstellung 2011 in der Villa Schöningen in Potsdam stattgefunden hat. Der Name Schöningen war mir kein Begriff. Als ich ihn anklickte, kam der Schock: ich wollte es erst nicht glauben, aber das war das Haus am Anfang der Schwanenallee. Es strahlt in klinischem Weiß; man könnte eine Nervenheilanstalt dahinter vermuten. Dahin unsere Ruinenromantik!

Natürlich ist es gut, dass dieses schöne Haus vor dem Verfall gerettet wurde. Es hatte sogar der Abriss durch einige Haie gedroht. Das konnte durch eine private Initiative abgewendet werden, und jetzt ist die Villa sogar ein öffentlich zugängliches Museum geworden. Anselm Kiefer ist schon wieder weg. Georg Baselitz ist nun zu sehen. Dazu gleich mehr.

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