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Samstag, 3. März 2012

Poetologie des Blogs (4): Mix und Remix

Ein besonderes Merkmal kommunikativer Websites und insbesondere von Blogs ist der Mix und Remix neuer und/oder bereits digital existierender Produkte aller Text-, Bild- und Audiogattungen. Ein ständiges Zitieren und Weiterreichen von Fragmenten in neuen Kontexten ist charakteristisch fürs Bloggen. Ich bin bereits im Beitrag Poetologie des Blogs 1 darauf eingegangen.

Und ausgehend von der Lektüre von Botho Strauß‘ Vom Aufenthalt meine ich, Verwandtes bei ihm gefunden zu haben, obwohl er sich wahrscheinlicher lieber mit dem frühromantischen Fragmentarismus verbunden sieht.
Über ein Zitat in einem anderen Zusammenhang bin ich auf Peter Glasers Artikel Kulturelle Atomkraft gestoßen, in dem er sich mit dem Phänomen Mix und Remix beschäftigt. All dies zusammen verdichtet sich langsam zu einer essentiellen Poetologie des Blogs:

„Nicht zuletzt das Remix-Phänomen weist auf den instabilen Zustand hin, in dem sich die ganze Entwicklung derzeit befindet. Remixt werden Fragmente. Filmstücke, Soundschnipsel, Splitter anderer Kulturobjekte, die zu neuen Formen zusammengesetzt werden. Musik, Texte, Bilder, Filme, aber auch modulare Software oder enzyklopädisches Wissen befinden sich in der digitalen Welt in einem Zustand latenter Zerlegung. Die althergebrachten kulturellen Molekülverbindungen - die komplexen Formen, die sie über Jahrhunderte angenommen haben - werden nun aufgeknackt, oder sie zerfallen von ganz alleine wieder in ihre Grundbestandteile.“ (Glaser, Kulturelle Atomkraft)
Das ist der Punkt, an dem die Kulturpessimisten anfangen zu jammern: alles geht den Bach runter! Glaser bleibt hier nicht stehen, er sagt es schon: die Dinge werden „zu neuen Formen zusammengesetzt“. Es lohnt sich, seinen Artikel ganz zu lesen.

Peter Glaser unterhält übrigens selbst mit seiner Glaserei auch ein sehenswertes Blog bei der Stuttgarter Zeitung.

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